Für viele frisch gebackene Mütter ist es ein Schock, wenn das Stillen nicht so funktioniert, wie sie es sich erträumt haben. Was folgt, sind Ernüchterung und in vielen Fällen ein schlechtes Gewissen. Vor allem ein Thema bringt junge Mamas immer wieder an ihre Grenzen – das Clusterfeeding.
Was versteht man unter Clusterfeeding?
Clusterfeeding ist ein Verhalten, das sich darauf bezieht, dass ein Baby häufig in kurzen Abständen gestillt wird, typischerweise am Abend. Das Wort “cluster” kommt aus dem Englischen und bedeutet Anhäufung. Als Clusterfeeding werden häufige Stillmahlzeiten in kurzer Folge bezeichnet.
Dies geschieht in der Regel bei Säuglingen, die noch klein sind, da ihr winziger Magen nur kleinere Milchmengen auf einmal aufnehmen kann. Da Muttermilch jedoch so leicht verdaulich ist, werden diese Babys nach nicht allzu langer Zeit wieder hungrig. Außerdem ist das Dauerstillen für kleine Babys ziemlich anstrengend, da sowohl für das Saugen und für die Verdauung sehr viel Energie verbraucht wird, so dass sie während dieses Vorgangs oft an der Brust einschlafen. Nach kurzer Zeit wachen sie dann aber wieder auf und haben Hunger. Alles in allem ist das Clusterfeeding ein ganz normales Verhalten für kleine Babys in den ersten Wochen ihres Lebens.
Warum Clusterfeeding?
Größe des Magens
Bedarfsgerechtes Stillen bezeichnet ein Fütterungsschema, bei dem Säuglinge immer dann gestillt werden, wenn sie hungrig erscheinen. Diese Vorgehensweise wird häufig für sehr junge Säuglinge empfohlen, da ihre Mägen noch recht klein sind und nur eine begrenzte Menge Milch auf einmal aufnehmen können. In den ersten Tagen nach der Geburt ist der Magen Deines Babys etwa so groß wie eine Kirsche.
Mit einem Monat ist er auf die Größe eines Tennisballs angewachsen. Daher müssen Neugeborene häufiger gestillt werden als ältere Säuglinge, um ihren Nährstoffbedarf zu decken. Das Stillen auf Verlangen kann jedoch auch für ältere Säuglinge und Kleinkinder von Vorteil sein, da es ihnen hilft, ihre eigene Nahrungsaufnahme zu regulieren und Überernährung zu vermeiden.
Muttermilch ist außerdem leicht verdaulich und gelangt deshalb schnell vom Magen in den Darm. Der Magen ist daher schnell wieder leer und das Baby ist wieder hungrig.
Vorgeburtliche Bedingungen
Während der Schwangerschaft wurde Dein Baby über die Plazenta und die Nabelschnur ständig mit Nahrung versorgt. Nach der Geburt entsprechen daher kleine, häufige Mahlzeiten eher den vorgeburtlichen Bedingungen als weniger häufige, große Mahlzeiten.
Hormonbedingte Gründe für Clusterfeeding
Aber auch die Hormone des Kindes sind ein wichtiger Faktor. Während des Stillens wird ein Hormon ausgeschüttet, das dem Kind ein Sättigungsgefühl vermittelt. Es heißt Cholecystokinin. Dieses nimmt nach der Mahlzeit relativ schnell ab und das Hungergefühl des Babys steigt wieder an – es kann also durchaus sein, dass es innerhalb von 10 bis 20 Minuten wieder trinken möchte. Cholecystokinin beeinflusst nicht nur das Hunger- und Sättigungsgefühl des Babys, sondern hat auch einen direkten Einfluss auf die Verdauung.
Milchproduktion: Angebot und Nachfrage
Die Milchmenge jeder Frau ergibt sich aus dem Prinzip „Angebot und Nachfrage“. Das bedeutet, je öfter ein Baby an Mamas Brust trinkt, desto mehr Muttermilch wird produziert. Auch das ist ein Grund für das Clusterfeeding.
Wachstumsschübe
Kinder wachsen in Schüben, die mehrere Tage bis hin zu fünf Wochen anhalten können. Der erste spürbare Wachstumsschub erfolgt mit etwa fünf Wochen. Gerade während eines solchen Schubes ist stundenlanges abendliches stillen ganz normal. Dein Kleines signalisiert damit: Ich brauche mehr, denn ich wachse!
Danach dauert es bis zu 24 Stunden, bis die Milchproduktion sich auf den höheren Bedarf eingestellt hat. Meist ist das Clustern nach wenigen Tagen vorbei, ein gesteigertes Nähebedürfnis kann jedoch noch länger bestehen bleiben. Und da Mamas Busen mehr als nur den Hunger stillt, möchte Ihr Kleines vielleicht noch einige Zeit öfter gestillt werden als zu normalen Zeiten.
High Need Baby
Von diesen Punkten abgesehen, gibt es Babys, die von Natur aus einfach mehr brauchen – mehr Mama, mehr Nähe, mehr Aufmerksamkeit. All die Bedürfnisse erhalten sie unter anderem durch das Stillen. Solche High Need Babys fordern ihre Eltern sehr, gerade wenn sie wieder einmal stundenlang an Mamas Busen hängen möchten.
Wann genau solche Zeiten vorbei sind, ist so individuell wie die Entwicklung Ihres Kindes. Es gibt Babys, die überhaupt nicht clustern, und solche, die selbst nach Monaten noch nicht so zufrieden sind wie Mama und Papa es sich wünschen würden. Manchmal brauchen Eltern einfach einen langen Atem.
Weniger Muttermilch am Abend?
Viele Frauen berichten von dem Gefühl, abends weniger Milch zu haben als am Tag. Das kann daran liegen, dass die Milchproduktion auch vom Stresslevel der Mutter abhängt. Morgen bist Du wahrscheinlich ausgeruhter als am Abend. Dann ist es gut möglich, dass Dein Kind vielleicht wirklich einmal nicht ganz satt wird und auch nach ausgedehntem Trinken noch Hunger verspürt. Allerdings gilt auch hier: Entspannt bleiben. Denn solange es gut gedeiht, machst Du alles richtig!
Sich regelmäßige Pausen zu gönnen, ist essentiell. Versuche Dein Baby im Liegen zu stillen, und ruhe Dich dabei aus. Schlafe, wenn Dein Baby schläft. Es kann nur im Tragetuch einschlafen? Auch Papas und Omas können Tücher binden! Hole Dir Entlastung, wann immer es möglich ist. Der Haushalt kann warten – Deine Bedürfnisse und die Deines Babys nicht.
Clusterfeeding: 5 Tipps für die anstrengenden und kräftezehrende Phase in der Stillzeit
1. Richte Dir Dein Stillplatz gemütlich und bequem ein
Sorge dafür, dass Du es bequem hast. Kissen und Decken können Dir dabei helfen, eine Position zu finden, die sowohl für Dich als auch für Dein Baby angenehm ist.
Stelle alles, was Du brauchst, in Reichweite bereit. Mit einem leckeren Tee, einem kleinen gesunden Snack und einem guten Buch kannst Du es Dir mit Deinem Kleinen auf der Couch oder in einem gemütlichen Sessel bequem machen und Dir die Zeit vertreiben, wenn Dein Baby zwischen den Stillmahlzeiten einschläft. So kannst du diese Zeit auch für Dich nutzen. Mache es Dir bequem, schlafe eine Runde oder telefoniere mit der besten Freundin.
Gehe diesem Bedürfnis nach Stillen und Kuscheln nach, ohne Dir Sorgen zu machen.
2. Entspanne Dich
Versuche Dich zu entspannen und Dich oder Dein Baby in dieser Zeit nicht zu sehr unter Druck zu setzen und genieße einfach die Nähe.
Clusterfeeding kann anstrengend sein, aber wenn es Dir gelingt, ruhig und entspannt zu bleiben, wird es Deinem Baby wahrscheinlich genauso gehen.
3. Beziehe Deinen Partner mit ein
Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass man auf diesem Weg nicht allein ist. Dein Partner kann eine wunderbare Quelle der Unterstützung sein, sowohl in emotionaler als auch in praktischer Hinsicht. Er kann Dir zum Beispiel helfen, indem er das schlafende Baby übernimmt, damit Du eine kurze Pause einlegen kannst. Das gibt Dir die Möglichkeit, tief durchzuatmen, sich neu zu formieren und neue Kraft zu schöpfen. Wenn Du hungrig bist, kann Dein Partner auch ein paar Häppchen für Dich zubereiten und Dich vielleicht mit einer Nackenmassage verwöhnen.
4. Stillen im Tragetuch
Ihr Kleines möchte ganz nah bei Mama sein, Sie aber haben einen Termin – oder Geschwisterkinder zu betreuen? Im Tragetuch das Baby anzulegen braucht ein wenig Übung, erleichtert Ihnen jedoch erheblich das Leben. Eine Trageberaterin kann Ihnen zeigen, wie es geht, und Ihnen wertvolle Tipps geben.
5. Geduld
Wie bei allen Phasen heißt es auch beim Clusterfeeding, Geduld zu haben. Diese Phase geht nach einigen Wochen vorbei, sei sie auch noch so anstrengend.Wenn Du die schwierigen Zeiten überstehst, wirst Du von den vielen Vorteile des Stillens noch lange profitieren.
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Dein Baby clustert? Das solltest Du während dieser Phase unbedingt vemeiden
Es gibt ein paar Dinge, die Du während der Cluster-Fütterung vermeiden solltest, um sicherzustellen, dass Dein Baby die bestmögliche Versorgung erhält.
Keine Zufütterung
Erstens sollten Sie Ihrem Baby keine zusätzliche Milchnahrung geben. Dies kann die Milchmenge, die Dein Körper produziert, verringern und sich negativ auf die Entwicklung Deines Babys auswirken.
Das Saugen an der Brust fordert das Baby sehr, denn es ist ein kraftvoller und erschöpfender Akt. Das Saugen an der Flasche hingegen ist sehr viel leichter, gerade wenn ein Sauger mit großer Öffnung benutzt wird. Der Säugling merkt schnell, dass er sich bei der Flasche nicht so anstrengen muss wie an Mamas Brust.
Gleichzeitig erfordert das eine völlig andere Technik als der Saugakt beim Stillen, wodurch Letzterer manchmal regelrecht verlernt wird. Es kommt zur Saugverwirrung und das Stillen klappt vielleicht gar nicht mehr.
Die mütterliche Milchproduktion regelt sich außerdem nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Jeder Milliliter, der zugefüttert wird, ist ein Milliliter, den das Baby nicht aus der Brust trinkt. So geht die Muttermilch nach und nach zurück. Es muss mehr zugefüttert werden, wodurch es wiederum zu einer Verringerung der Milchproduktion kommt. Ein Teufelskreis, der schwer zu durchbrechen ist.
Die Tücken künstlicher Sauger
Manche Eltern greifen zum Schnuller, um die Zeit zu verkürzen, die ihr Baby mit dem Stillen verbringt, aber das ist keine gute Lösung.
Schnuller können zu Saugverwirrung führen, da sie nur eine Art Brustwarzenersatz sind. Außerdem kann die fehlende Stimulation der Brustwarzen zu Problemen bei der Milchproduktion führen.
Clusterfeeding: Eine anstregende, aber vorübergehende Phase
Clusterfeeding ist ein Begriff, der verwendet wird, um zu beschreiben, wenn ein Baby über einen kurzen Zeitraum hinweg häufiger als gewöhnlich stillen möchte. Es ist ein normaler Teil des Stillprozesses und tritt in der Regel in den ersten Wochen nach der Geburt des Babys auf.
Es gibt mehrere Gründe, warum Clusterfeeding auftreten kann:
- Kleine und häufige Mahlzeiten entsprechen der Nährstoffversorgung, die der Säugling noch aus der Zeit im Mutterleib kennt.
- Häufige, kürzere Stillphasen sind besonders gut geeignet, die Mutter zur Ausschüttung des für die Milchbildung wichtigen Hormons Prolaktin anzuregen, das aber erst nach einigen Stunden wirksam wird. Durch das Clusterfeeding wird also die Milchmenge für die nächsten Mahlzeiten vorgegeben.
- Ein weiterer Grund für das Clusterfeeding kann ein Wachstumsschub sein. Babys haben Wachstumsschübe im Alter von 3 bis 4 Wochen, 6 bis 8 Wochen, 3 Monaten und 6 Monaten. Während eines Wachstumsschubs kann es sein, dass das Baby häufiger und länger gestillt wird als sonst, da sein Körper versucht, den erhöhten Nährstoffbedarf zu decken.
Selbstzweifel sind der Feind der erfolgreichen Stillbeziehung. Sind Sie verkrampft, weil Sie Angst haben, Ihr Baby werde nicht satt, kann es zu einem verzögerten Milchspendereflex und einer Reduzierung der Milchmenge kommen.
Solange Ihr Baby vier bis fünf nasse Windeln pro Tag und rosige Haut hat, in den Wachphasen munter wirkt und gut zunimmt, erhält es ausreichend Nahrung. Dies gilt auch für Phasen des Clusterfeedings.
Lasse Dir von einer Stillberaterin helfen. Du findest bei La Leche Liga oder der Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen ehrenamtliche Stillberaterinnen, die gern bei Stillproblemen zur Seite stehen.
Clusterfeeding kann für stillende Mütter eine Herausforderung sein, aber es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass es nur vorübergehend ist und irgendwann zu Ende gehen wird.
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Häufige Fragen
Viele stillende Mütter sind verunsichert, wenn ihr Baby in kurzen Abständen immer wieder nach der Brust verlangt. Schnell glauben sie, dass sie nicht genug Muttermilch haben und füttern mit der Flasche. Während es gelegentlich vorkommen kann, dass der Körper einer Frau nicht genügend Muttermilch produziert, liegen die Gründe für das Clusterfeeding ganz woanders. Nach Ansicht von Laktationsexperten ist die Phase des Dauerstillens ein völlig normales Verhalten. Man geht sogar davon aus, dass es sowohl für die Mutter als auch für das Kind von Vorteil ist. Der Mutter hilft es, ihre Milchproduktion zu steigern. Und für das Baby ist es eine Möglichkeit, die fettreiche Hintermilch zu bekommen, die für ein gutes Wachstum und eine gute Entwicklung wichtig ist. Wenn Ihr Baby also ständig hungrig zu sein scheint, können Sie sich damit trösten, dass dies wahrscheinlich nur die Art und Weise ist, mit der die Natur sicherstellt, dass es alle benötigten Nährstoffe erhält.
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