Fast jede Mutter, die ihr Kind stillt, hat mindestens einmal mit einem Milchstau zu tun. Oft kommt er zu Beginn der Stillzeit, wenn die Milchmenge sich noch anpassen muss, manchmal ohne Vorwarnung, manchmal auch beim Abstillen. Die gute Nachricht ist: Es ist möglich vorzubeugen, damit es nicht zu einem Milchstau kommt. Ist er aber doch entstanden, gibt es gute Chancen ihn wieder wegzubekommen – vorausgesetzt, Du reagierst schnell.
Was ist ein Milchstau?
Von einem Milchstau spricht man, wenn die Milchkanäle verstopft sind und die Brust nicht vollständig entleert werden kann. Dies kann unangenehmen Spannungsgefühlen, Schwellungen und Schmerzen führen. Unbehandelt kann ein Milchstau zu Mastitis führen, einer schweren Infektion des Brustgewebes. Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten, einen Milchstau von vornherein zu vermeiden.
Während der Schwangerschaft bildet sich in der Brust das nötige Drüsengewebe aus, das später die Muttermilch produzieren wird. Die Drüsen bilden die Milch, die in kleinen Bläschen gesammelt wird und von denen ein Netzwerk an Kanälen zur Brustwarze führt. Durch diese Milchgänge fließt die Milch beim Stillen, sodass die Brust entleert wird.
Muttermilch enthält wichtige Fette, die dem Baby Kalorien liefern. Anders als bei homogenisierter Milch aus dem Supermarkt, können sich aber bei Muttermilch kleine Fettklümpchen bilden und die feinen Gänge verstopfen. Das passiert vorwiegend dann, wenn das Brustgewebe bei der Stillmahlzeit nicht ganz geleert wird, oder wenn die Mahlzeiten ausfallen bzw. sich verschieben.
Die Drüsen im Bläschen produzieren dann fleißig weiter Muttermilch, weshalb sich die Brust immer stärker füllt und gespannt anfühlt. Ein Milchstau verursacht Schmerzen und Du musst auf jeden Fall reagieren. Je schneller, desto einfacher ist der Milchstau aufzulösen.
Milchstau erkennen: Was sind die Symptome?
Ein Milchstau kündigt sich oft schon durch eine lokale Rötung an. Im Idealfall sollte dann schon gegengesteuert werden, damit es gar nicht zu einer Stauung kommt.
Dies sind die Anzeichen für ein Milchstau:
- Verhärtete, heiße, gerötete Stellen an der Brust
- Tastbares Knötchen an der schmerzenden Stelle
- Weißes Bläschen auf der Brustwarze (Milchbläschen)
- Druck- und Berührungsempfindlichkeit
- erhöhte Körpertemperatur
Nicht alle Beschwerden müssen bei einem Milchstau auftreten. Darüber hinaus sollten aber keine weiteren Symptome vorhanden sein. Dann kann der Milchstau auch zu Hause, vielleicht gemeinsam mit der Stillberaterin oder Hebamme, behandelt werden.
Wann zum Arzt?
Kann man die überschüssige Flüssigkeit nicht ausstreichen, kann aus einem Stau unbehandelt schnell eine richtige Brustentzündung (Mastitis) werden. Jede Frau, die diese unangenehme Situation einmal erlebt hat, kann Ihnen bestätigen, dass man das nicht auf die leichte Schulter nehmen darf. Die Symptome können ähnlich stark sein, wie bei einer Virusgrippe.
Kann die Milch durch den Milchgang längere Zeit nicht frei fließen, können sich bakterielle Infektionen darin festsetzen. Eine Brustentzündung äußert sich zusätzlich zu den Symptomen eines Milchstaus durch diese Beschwerden:
- Fieber und Mattigkeit
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Schüttelfrost und Zugluftempfindlichkeit
Treten alle oder einige dieser Symptome auf, musst Du auf jeden Fall und unverzüglich einen Arzt zur weiteren Behandlung aufsuchen. Eine Mastitis verschwindet leider nicht mehr ohne Antibiotika und ist gefährlich. Es lohnt sich also bereits, einen Milchstau schnellstmöglich aufzulösen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Kann der Stau innerhalb von zwei Tagen nicht durch Anlegen, Ausstreichen oder Abpumpen aufgelöst werden, muss der Arzt konsultiert werden.
In der Zwischenzeit kennt die Hebamme einige Tricks und hat Hilfsmittel, die Schlimmeres vermeiden können. Nehme Dir die nötige Zeit zum Stillen, zur Vorbereitung der Brust und reduziere im eigenen Interesse alle Risiken. Rufe die Nachsorgehebamme oder Stillberaterin lieber einmal mehr zur Hilfe als einmal weniger. Stillende Mütter haben bei Stillschwierigkeiten auch über die normale Nachsorge hinaus einen Anspruch auf Unterstützung, die von der Krankenkasse auch gezahlt wird.
Ursachen: Wie kommt es zu einem Milchstau?
Eine falsche Anlegetechnik, fehlender Milchspendereflex, Stress oder zu enge Kleidung können einen Milchstau auslösen. Diese Faktoren solltst Dufür sich und Dein Baby vermeiden, um die Milchproduktion zu erhalten und eine Mastitis zu verhindern. Gerade beim ersten Baby sind Staus oft hierin begründet.
Stress, psychische oder physische Belastungen
Durch Stress, psychische oder physische Belastungen kann es sein, dass nicht genügend Oxytocin ausgeschüttet wird. Dieses Hormon schüttet der mütterliche Organismus normalerweise aus, sobald Du das Baby anlegst (Milchspendereflex). Fehlt das Hormon oder wird zu wenig davon ausgeschüttet, dann staut sich die Flüssigkeit in den Milchgängen und die Entleerung ist unvollständig.
Falsche Anlegetechnik
Wenn Du die Entleerung des Brustgewebes möglichst vollständig erreichen willst, muss das Baby möglichst viel von der Warze und dem Warzenhof mit dem Mund umschließen. Saugt es nur vorne an den Brustwarzen, kommt der Milchfluss nicht richtig in Gang und die Brustwarzen werden zudem schneller wund.
Den meisten Sog erzeugt das Kind außerdem an der Stelle der Brust, in die der Unterkiefer zeigt. Deshalb ist es wichtig, das Baby in verschiedenen Stillhaltungen zu stillen (Football-, Wiegenhaltung und im Liegen), um alle Bereiche gleichmäßig zu leeren. Ein akuter Stau der Muttermilch kann durch die richtige Stillhaltung nicht nur vermieden, sondern auch vom Baby selbst wieder gelöst werden.
Zu kurze oder unregelmäßige Stillzeiten
Eine zu kurze Stilldauer kann dazu führen, dass ein Rest in den Milchgängen zurückbleibt. Hieraus kann ein Stau auch nach und nach entstehen. Achte darauf, dass das Baby die Brust leertrinkt. Du solltest es immer zuerst an der Seite anlegen, an der es bei der vorherigen Mahlzeit als letztes getrunken hat. Ein Schleifchen am BH-Träger kann als Erinnerung dienen.
Auch erfahrene Mütter können Staus in den Milchgängen haben, obwohl sie in einer vorangegangenen Stillzeit keine Schwierigkeiten damit hatten. Bei Mehrlingsmüttern oder einer zu hohen Milchproduktion können auch mit richtiger Anlegetechnik Probleme auftreten. Das Baby nimmt dann beispielsweise immer viel weniger Milch zu sich, als produziert wird. Hier kann man mit Homöopathie gegensteuern, überschüssige Muttermilch mit der Milchpumpe abpumpen oder ausstreichen.
Ändert sich plötzlich der Bedarf des Kindes, zum Beispiel bei einem Wachstumsschub, bei Krankheit, Beikoststart, beim Abstillen, oder muss die richtige Milchmenge sich am Anfang erst einpendeln, dann kann es zu Stauungen in den Milchgängen kommen. Die meisten Stauungen entstehen, wenn das Baby etwa drei bis vier Wochen alt ist. Dann macht das Neugeborene einen rasanten Entwicklungs- und Wachstumsschub durch, der mit einem plötzlich stark erhöhten Energiebedarf einhergeht. Auch dann helfen zur Behandlung und Vorbeugung Homöopathika, Stilltees* , gelegentliches Abpumpen und konsequent richtige Anlegetechnik. Nach zwei bis drei Tagen hat sich die Milchmenge wieder auf den Bedarf des Babys angepasst.
Bei einer längeren Stilldauer wird der Umgang mit sich ankündigenden Milchstaus zur Routine. Du musst also keine Angst davor haben, sondern nur den Blick dafür schärfen und das reibungslose Stillen auf der Prioritätenliste ganz nach oben rücken.
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Milchstau behandeln: Was hilft?
Einige Maßnahmen und Hausmittel haben Sie bereits gelesen: Die konsequent richtige Anlegetechnik verhindert die meisten Probleme von Beginn an. Einen Milchstau frühzeitig an einer geröteten, heißen Stelle zu erkennen und schnell zu handeln ist ebenfalls wichtig. Lege das Kind dann so an, dass der Unterkiefer in Richtung der geröteten oder bereits gestauten Stelle zeigt, auch wenn das eine unbequeme oder seltsame Stillhaltung bedeutet.
Bei Fieber musst Du sofort handeln und zum Arzt gehen.
Sofortmaßnahmen bei Milchstau: Diese Tipps und Tricks helfen außerdem
- Brustgewebe vorwärmen: Tränke eine saubere Mullwindel mit heißem Wasser und wärme die Brust gründlich vor. Das hilft, den Milchfluss anzuregen fördert damit die vollständige Entleerung.
- Nach dem Stillen: Kühle die schmerzende Stelle und mache Dir für 20 Minuten einen Quarkwickel, um Entzündungen vorzubeugen.
- Reduziere Stress und gebe alle Aufgaben ab, die auch jemand anderes erledigen kann. Stillen ist jetzt Dein Hauptjob, bei dem Du unersetzlich bist.
- Trage bequeme Kleidung und einen gut sitzenden Still-BH, den Du auch nachts anlassen kannst.
- Rufe bei Stillproblemen immer die Hebamme oder Stillberaterin zu Hilfe, wenn Du unsicher bist.
- Leere die Brüste durch Brust ausstreichen: Wenn das Kleine zu wenig trinkt, streiche die Brust am besten unter der warmen Dusche aus oder pumpen den Rest ab. So entlastest Du das Brustgewebe.
- Wickel mit Retterspitz auflegen: Bei Milchstau wird von einigen Hebammen auch ein Wickel mit Retterspitz empfohlen. Wer jetzt an ein Heilkraut denkt, der irrt. Retterspitz ist der Name eines Produkts. „Retterspitz äußerlich“ besteht aus Thymianöl, Arnikatinktur, Rosmarin-Öl, Orangenblütenöl und Bergamottöl. Du erhältst Retterspitz in Apotheken oder auch online. Retterspitz wirkt durchblutungsfördernd, krampflösend, entzündungshemmend, schmerzstillend und hat auch eine fiebersenkende Wirkung.
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Für den Retterspitzwickel gibts Du eine kleine Menge Retterspitz in eine Schüssel und verdünnst das Produkt mit der gleichen Menge Wasser. Nehme die Flüssigkeit mit einem saugfähigen Wickel (oder Tuch) auf. Wringe den Wickel aus und legen ihn um die schmerzende Brust, die Brustwarze sparst Du dabei aus. Auf den feuchten Wickel ein kleines trockenes Tuch oder Waschlappen auflegen und mit einem Baumwollbustier* fixieren. Der Wickel kann so einige Zeit wirken. Nach ca. zwei Stunden kannst Du den Wickel entfernen. Vor dem nächsten Stillen solltest Du Deine Brust mit warmen Wasser abwaschen.
Wie kann man vorbeugen?
Grundsätzlich solltst Du ein waches Auge haben. Je früher Du die Anzeichen entdeckst, desto leichter ist es, Schlimmeres zu verhindern. Alle Tipps und Tricks, die bei einem akuten Stau helfen, sind auch ideal als Vorbeugung.
Auch wenn es anfangs vielleicht lästig erscheint: Wärme Deine Brüste vor, kühle gerötete Stellen und mache Dir Quarkwickel. Bei einer stillenden Mutter ist Magerquark am besten immer auf Lager.
Einige Homöopathika und Tees, die die Hebamme empfiehlt, sollten ebenfalls immer im Haus sein.
Überschüssige Muttermilch immer abpumpen oder ausstreichen, um Keimen keinen Nährboden zu bieten. Sorge für eine gute Hygiene durch regelmäßiges Wechseln von Unterlagen, Bezügen und Stilleinlagen.
Je konsequenter Du bist, desto weniger Probleme wirst Du haben. Gebe Dir selbst und Deinem Kind die Zeit, die notwendig ist, und reduziere alle anderen möglichen Ursachen, um Stress zu vermeiden.
Stillen ist in der Zeit nach der Entbindung nicht nur die schönste Sache der Welt, sondern auch die wichtigste Aufgabe der Mutter. Das Baby bekommt alles, was es zum Wachsen und Gedeihen braucht durch die Muttermilch. Entwickele die Stillbeziehung mit Zeit und Sorgfalt, dann verhinderst Du in den meisten Fällen einen schmerzhaften Milchstau und gewinnst eine wundervolle Erfahrung mit Deinem Baby.
Foto: © motortion adobe stock
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