Vasospasmus – was ist das eigentlich?
Ein Vasospasmus ist ein medizinischer Fachbegriff, der einen Gefäßkrampf bezeichnet.
- Kommt es im Bereich der Brustwarzen zu einem solchen Vasospasmus, so verengen sich nach dem Stillen die Blutgefäße der Brustwarzen (Mamillen) krampfartig.
- Bei den betroffenen Müttern verfärben sich die Brustwarzen daraufhin weißlich oder violett-bläulich, weil sie nicht mehr richtig durchblutet werden.
- Zudem kommt es zu brennenden, stechenden Schmerzen in der gesamten Brust.
- Ein solcher schmerzhafter Vasospasmus kann die mütterliche Brust einseitig oder auch beidseitig betreffen.
Während der Stillmahlzeiten treten in den meisten Fällen keine Schmerzen auf. Erst wenn die Brustwarze nach dem Saugen aus dem warmen Mund des Babys entfernt wird, kommt es zu einer schlagartigen Verengung der Blutgefäße und die Mamillen beginnen zu schmerzen. Das Stillen ist als im Allgemeinen auch bei Vasospasmen schmerzfrei.
Übrigens:
Ein Vasospasmus kann auch andere Körperteile betreffen, so zum Beispiel die Hände oder die Füße. Dazu kommt es vor allem dann, wenn die Körperteile stark auskühlen beziehungsweise wenn draußen kältere Außentemperaturen herrschen. Hast Du also häufig kalte Füße bzw. Hände, dann könntest Du auch unter Vasospasmen an den Brustwarzen leiden.
Symptome – wie äußert sich ein Vasospasmus an der Brustwarze?
Sillen und immer wiederkehrende Schmerzen sind keine gute Kombination. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, auftretenden Beschwerden und ihren konkreten Ursachen auf den Grund zu gehen. Typische Symptome eines Vasospasmus sind:
- Auftretende starke, stechende Schmerzen nach dem Stillen, die von der Brustwarze ausgehen.
- Verfärbung der Brustwarze nach den Stillmahlzeiten: Diese werden weiß oder zum Teil auch rötlich-bläulich.
- Bei Kälteeinwirkung intensivieren sich die Symptome oftmals.
Die Beschwerden zeigen sich nach dem Stillen, weil dann die Brustwarze aus dem warmen Mundraum des Kindes mit der kühlen Außenluft in Berührung kommt.
Ursachen – wie entsteht ein Vasospasmus?
Zu einem Krampf in der Brustwarze kann es aufgrund verschiedener Ursachen kommen, die in jedem Fall genauer abgeklärt werden sollten.
Mögliche Ursachen sind:
- falsche Anlegetechnik des Babys an die Brust und dadurch entstehende Fehlbeanspruchung der Brustwarze.
- Milchmenge -zuwenig oder zuviel Muttermilch
- Kalziummangel
- Magnesiummangel
- Primäres Raynaud-Syndrom
- Rheumatoide Arthritis
- Beta-Blocker oder bestimmte gefäßverengende Nahrungsergänzungsmittel.
Schmerzende, wunde Brustwarzen oder eine Mastitis (Brustentzündung) verursachen dagegen keinen Vasospasmus. Auch Infektionen mit Soor (Pilzinfektion) stehen nur in einem indirekten Zusammenhang mit einem Gefäßkrampf.
Der genaue Unterschied zwischen einer Pilzinfektion oder einem Vasospasmus ist auf den ersten Blick nicht leicht zu differenzieren. Es kann auch zeitgleich zu beidem kommen. Im Zweifel solltest Du immer Deine behandelnde Ärztin, Deinen Arzt, Deine Hebamme oder Stillberaterin zurate ziehen.
Stillprobleme als Ursache eines Vasospasmus
Zu einem Gefäßkrampf an den Brustwarzen kann es auch kommen, wenn Dein Baby diese beim Stillen mit dem Kiefer sehr fest zusammendrückt. Das kann unterschiedliche Gründe haben:
- Der Milchfluss soll verlangsamt werden:
Ein zu starker Milcheinschuss oder ein zu schneller Milchfluss wird vom Säugling durch die Ausübung eines Drucks gedrosselt. Versuche im Idealfall vor dem Stillen ein wenig Milch auszustreifen und stille Dein Baby am besten in Rücklage.
- Brustwarzenanomalien:
Fällt es Deinem Baby schwer, die Brustwarzen zu greifen, weil die Brust beispielsweise zu voll ist oder Du Schlupfwarzen hast, kann es ebenfalls dazu kommen, dass das Baby den Druck beim Saugen erhöht.
- Hast Du eine zu geringe Milchmenge, so wird das Kind intensiver saugen, also das Vakuum verstärken. Auch das kann zu einem krampfartigen Verengen der Blutgefäße der Brustwarzen führen.
- Auch Sauganomalien beim Baby, die etwa durch ein verkürztes Zungenbändchen oder ein KISS-Syndrom erzeugt werden, können einen Vasospasmus hervorrufen.
Diagnose – wie wird ein Vasospasmus festgestellt?
Um einen Vasospasmus effektiv zu behandeln, muss der Gefäßkrampf zunächst korrekt eingeordnet werden. In der Stillberatung werden dabei unterschiedliche Formen differenziert:
- Reaktiver Vasospasmus
Diese Form zeigt sich vor allem nach einer vorangegangenen Pilzinfektion. Zu einem reaktiven Vasospasmus kann es aber auch nach Brustoperationen oder anderweitigen Brustverletzungen kommen.
- Beschwerden mit einem zugrunde liegenden Raynaud-Syndrom
Das Raynaud Syndrom wird hauptsächlich bei Frauen beobachtet. Hierbei reagieren die Hände und die Füße sehr intensiv auf Kälte und verfärben sich bläulich-lila beziehungsweise weiß. Bei stillenden Mamas kommt es zudem zu schmerzenden Brustwarzen sowie deutlich erkennbaren Verfärbungen.
- Vasospasmus nach einem schlagartigen Absetzen einer hoch dosierten Magnesiumpräparat-Einnahme in der Schwangerschaft
Frauen, die in der Schwangerschaft hoch dosierte Magnesiumpräparate eingenommen haben und die Einnahme dieser Nahrungsergänzungsmittel schlagartig unterbrechen, können in den ersten Wochen der Stillzeit mit Vasospasmus-ähnlichen Symptome rechnen.
- Vasospasmus und Vasospasmus-ähnliche Beschwerden durch anatomische (orale) Restriktionen, Anlegefehler oder eine falschen Stilltechnik
Im Fall eines starken Milchflusses oder einer reichlichen Milchbildung, aber auch bei Anlegefehlern des Säuglings kann es dazu kommen, dass das Baby mit der Kiefermuskulatur einen stärkeren Druck zum Erfassen der Brustwarze ausübt. Das kann zu schmerzhaften Krämpfen in der der Brustwarze führen.
Therapie – wie behandelt man einen Vasospasmus der Brustwarze?
Um Schmerzen im Rahmen der Stillmahlzeiten zu vermeiden, sollte unbedingt ein genauerer Blick auf die Anlegetechnik und das Stillmanagement gelegt werden. Das gilt vor allem dann, wenn die behandelnden Ärztinnen und Ärzte bislang kein Raynaud-Syndrom feststellen konnten und Du auch keine Brustoperationen oder sonstigen Brustverletzungen hattest.
Du kannst selbst folgende Maßnahmen ergreifen:
- Überprüfe das richtige Anlegen Deines Babys an die Brust
- Kann Dein Baby Deine Brustwarze gut erfassen oder hat es eher Schwierigkeiten damit?
- Sind die Lippen und die Kiefermuskulatur des Kindes während des Saugens stark angespannt?
- Schmatzt Dein kleiner Schatz beim Trinken?
Lass Deine behandelnde Ärztin bzw. Deinen Arzt – oder alternativ eine Stillberaterin – unter Umständen gegebene orale Restriktionen begutachten. Vor allem das Lippen- und Zungenbändchen des Kindes muss genauer untersucht werden.
Fühlst Du Dich mit der Anlegetechnik noch nicht sicher genug, kannst Du auch jederzeit Deine Hebamme um Rat bitten.
- Stillmanagement überprüfen
Hast Du eine große Milchmenge oder einen starken Milchspendereflex? In einem solchen Fall könnte Dein Baby mit einem kräftigen Druck reagieren, um die Milchmenge besser hinunterschlucken zu können.
Versuche, einmal, die Stillpositionen zu variieren. Einige Positionen sind für stillende Mütter mit einem starken Milchspendereflex besonders gut geeignet, vor allem das Stillen in Rückenlage. Auf das Stillen im Seitengriff ist eine gute Position.
Bei einer reichlichen Milchmenge kannst Du gemeinsam mit Deiner Hebamme besprechen, wie die Milchproduktion optimal auf den Bedarf des Kindes angepasst werden kann.
Vasospasmus-ähnliche Schmerzen, die in der Brust durch falsches Anlegen oder einen starken Milchfluss entstehen, klingen im Allgemeinen nach wenigen Tagen wieder ab, vorausgesetzt, dass die Ursache behoben werden konnte.
Im Fall eines verkürzten Zungenbändchens kann die Therapie etwas länger andauern. Die Behandlung umfasst in der Regel eine Vorsorge wie auch eine Nachsorge. Hier bekommst Du auch wertvolle Tipps und Hilfestellungen zum Umgang mit den Schmerzen beim Stillen.
Weitere Tipps & Tricks zur Behandlung von Vasospasmus
- Verzichte auf Kaffeegenuss und ebenso auf Nikotin. Hiermit ist nicht nur der aktive Zigarettenkonsum gemeint, sondern auch das Passivrauchen. Diese Wirkstoffe haben nämlich eine gefäßverengende Wirkung.
- Halte die Brustwarzen unmittelbar nach dem Stillen warm, so zum Beispiel mit einem Kirschkernkissen, einem Wärmepad, einer Wärmflasche oder warmen Stilleinlagen. Vor allem nach dem Saugen reagiert die Brustwarze sehr empfindlich auf Kältereize.
- Wärme die Brustwarzen vor dem Stillen beziehungsweise vor dem Abpumpen an.
- Setze auf Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin B6, Kalzium, Magnesium, Omega-3-Fettsäuren, Nachtkerzenöl sowie Lecithin.
Magnesium- und Kalziumbedarf bei einem Vasospasmus?
Ärztinnen und Ärzte empfehlen zur Behandlung eines Vasospasmus an den Brustwarzen auf eine ausreichende Magnesium- und Kalziumversorgung zu achten. So werden 1000 mg Kalzium und 1000 mg Magnesium täglich empfohlen. Achte bitte darauf, nicht beides zeitgleich einzunehmen, da sich die Mineralstoffe sonst gegenseitig in der Aufnahme blockieren. Nimm Nahrungsergänzungsmittel im besten Fall zusammen mit einer Tagesmahlzeit ein, denn so ist es in jedem Fall magenschonender.
Oftmals wird ein Vasospasmus mit hoch dosierten Magnesiumpräparaten in Verbindung gebracht: Dieses wird während der Schwangerschaftswochen eingenommen, jedoch nach der Geburt plötzlich abgesetzt. Sinnvoller ist es, die Magnesiumzufuhr schrittweise zu reduzieren.
Muttermilch abpumpen
Einigen Müttern hilft es, anstatt der Stillmahlzeiten die Muttermilch mit einer Milchpumpe abzupumpen und mit dem Fläschchen zu füttern. Wenn Du gerne dauerhaft abpumpen möchtest, solltest Du zu einer guten elektrischen Milchpumpe greifen. Die Auswahl am Markt ist mittlerweile sehr breit gefächert und Du solltest genau schauen, welche Milchpumpe am besten zu Dir passt.
Seit Kurzem existieren sogar kabellose und nahezu lautlose Milchpumpen verschiedener Hersteller. Für vorübergehende Versuche kannst Du Dir in der örtlichen Apotheke auch eine Milchpumpe leihen: Die Kosten übernimmt die Krankenkasse, wenn Du ein entsprechendes Rezept vorlegen oder nachreichen kannst.
Arzneimittel bei Vasospasmus
Solltest Du auf Grundlage der bislang genannten Selbstmaßnahmen nach ca. zwei Wochen noch immer keine Besserung verspüren, solltest Du in jedem Fall Deine behandelnde Ärztin oder Deinen Arzt um Rat bitten. Es gibt auch ein verschreibungspflichtiges Medikament, mit dem die Schmerzbeschwerden bereits nach wenigen Tagen nachlassen. Der medikamentöse Stoff wirkt zum einen durchblutungsfördernd und zum anderen gefäßerweiternd. Infolgedessen hören die Gefäßkrämpfe an der Brust auf oder die Schmerzintensität ist immer milder ausgeprägt. Dieser medikamentöse Wirkstoff ist im Übrigen von Medizinern als „für Säuglinge geeignet“ eingestuft: Du darfst ein solches Mittel also auch während der Stillzeit einnehmen.
Fazit – die besten Tipps für stillende Mütter bei Vasospasmus
Vasospasmen bezeichnen in der Medizin Krämpfe der Gefäße, die starke Schmerzen in den Brustwarzen hervorrufen. Therapeutisch stehen unterschiedliche Methoden zur Verfügung, doch in einem ersten Schritt ist die Abgrenzung zu Brustsoor sowie anderen möglichen Ursachen wie etwa Mundproblemen beim Baby oder Anlegefehlern sehr wichtig.
Ein Vasospasmus ist im Grunde gut behandelbar, sodass Du bald wieder vollkommen schmerzfrei Dein Baby stillen kannst.
Praktische Tipps für stillende Mütter:
- Stilleinlagen und kleine Wärmepads sind ideal für unterwegs! Auch ein Wärmekissen oder warme Waschlappen können sehr gute Hilfen sein. Doch aufgepasst: Solltest Du unter einem Milchstau leiden, solltest Du – zumindest kurzzeitig – auf Wärme verzichten.
- Versuche, ruhig durchzuatmen und Dich zu entspannen. Auf diese Weise wird Dein Körper auch optimal durchblutet.
- Trägst Du Dein Kind draußen, so wärmt es durch seine Körperwärme auch gleichzeitig Deine Brüste.
- Solltest Du unter schmerzhaften Krämpfen leiden, versuche loszulassen und nicht dagegenzuhalten.
- Auch mit Vasospasmus musst Du nicht automatisch abstillen.
Häufige Fragen – FAQ
Nein, Du musst nicht abstillen. Es gibt einige Behandlungsmöglichkeiten, die zur Anwendung kommen können:
-Halte die Brustwarzen warm und vermeide konsequent ein Auskühlen.
-Verbessere Dein Stillmanagement.
-Optimiere Deine Anlegetechnik und wechsele die Stillpostitionen
-Lass mögliche Sauganomalien bei Deinem Baby ärztlich untersuchen und entsprechend behandeln.
-Vermeide gefäßverengende Substanzen wie Koffein oder Nikotin.
-Nimm bei Bedarf geeignete Nahrungsergänzungsmittel wie Kalzium oder Magnesium ein.
In vereinzelten Fällen können während der Stillzeit auch geeignete Schmerzmittel Linderung verschaffen. Sie helfen Dir zumindest kurzfristig das Stillen aufrechtzuerhalten, bis die Schmerzzustände behoben sind. Bevor Du zu Medikamenten greifst, frage Deinen Arzt oder Deine Hebamme.
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