Die anstrengende Zeit der Baby- und Kleinkindjahre mit den vielen schlaflosen Nächten ist vorüber. Die erste Trotzphase mit Kleinkind haben Sie auch erfolgreich hinter sich gebracht. Ihre Kinder sind schon selbstständiger und eine entspanntere Zeit scheint anzubrechen. Bald haben Sie ein Schulkind. Den meisten Eltern ist aber nicht bewusst, dass auch die Jahre vor der eigentlichen Pubertät einige Herausforderungen mit sich bringen. Sie bemerken, dass ihre Kinder im Alter zwischen fünf und sieben Jahren plötzlich sehr sensibel und wütend sind, Zornausbrüche oder einen Wutanfall haben und Verhaltensweisen an den Tag legen, die sich rational nicht erklären lassen. Durchleben Sie und Ihre Kinder genau diese Dinge, dann sind sie in der sogenannten Wackelzahnpubertät angekommen.
Das passiert in der Wackelzahnpubertät
Im Unterschied zur „echten“ Pubertät ist die Wackelzahnpubertät nicht hormonell gesteuert. Sie ist auch bekannt unter dem Namen Zahnlückenpubertät, 6-Jahreskrise oder “kleine Pubertät”. Kinder wachsen im Alter zwischen fünf und sieben Jahren sehr rasch. Und das nicht nur körperlich, sondern auch die geistig. Ihre Entwicklung passiert so schnell und in ihrem Kopf geht so viel vor, dass sie manchmal nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Sie laufen sozusagen „aus dem Ruder“ und verhalten sich nicht mehr rational. Bildlich gesprochen, wackeln nicht nur die Zähne der Kinder, sondern auch ihr Seele. Sie sind plötzlich sehr sensibel und empfindlich. Kleinigkeiten werden zu richtigen Krisen und lassen die Kinder zornig, wütend, laut, traurig oder verzweifelt werden. Sie erleben starke Gefühlsausbrüche, die sie sich später selbst nicht mehr erklären können.
Eltern haben hier nicht etwa in ihrer Erziehung versagt, sondern dieses Chaos an Gefühlen im Kopf erleben alle Kinder in irgendeiner Form. Ähnlich wie in der eigentlichen Pubertät äußert es sich aber auf unterschiedliche Weise. Manche Kinder erleben diese erste „Pubertät“ sehr intensiv, manche weniger heftig.
Nicht mehr klein – aber auch noch nicht groß
Die Kinder bemerken, dass sie nicht mehr zu den Kleinen gehören und möchten vermehrt ihre eigenen Entscheidungen treffen. Sie erkennen außerdem, dass ihr Umfeld höhere Erwartungen an sie stellt. Im Kindergarten oder in der Schule müssen sie sich beweisen und Leistung erbringen. Es können Verunsicherung und Unbehagen diesbezüglich entstehen und sie sind in diesem Alter noch nicht in der Lage, das alles in Worte zu fassen. Da die Gefühle aber irgendwie herausmüssen, kommt es zu heftigen Ausbrüchen und Stimmungsschwankungen.
Wackelzahnkinder sind außerdem sehr sprunghaft in ihrem Verhalten. In einem Moment möchten sie Verantwortung übernehmen und streben Selbstbestimmung an, in einem anderen fordern sie Hilfe und Fürsorge ein. Hat das alleinige Einschlafen bis vor Kurzem noch mühelos geklappt, müssen Mutter und Vater nun wieder am Bett das Händchen halten.
Wann erleben Kinder die Wackelzahnpubertät?
Der Name lässt bereits vermuten, wann ein Kind in die Wackelzahnpubertät kommt. Der exakte Beginn ist zwar von Kind zu Kind unterschiedlich, im Grunde betrifft es aber die Jahre, in denen ihnen die Milchzähne ausfallen. Das passiert für gewöhnlich im Lebensalter zwischen fünf und sieben Jahren. Das Wackeln der ersten Zähne ist somit ein guter Anhaltspunkt für Eltern. Kinder zeigen dann sehr deutlich, wann es bei ihnen so weit ist. Auch wenn es für Eltern nicht möglich ist, sich darauf vorzubereiten, es hilft ungemein zu wissen, dass es sich hierbei um eine Entwicklungsphase handelt. Man muss sich als Vater oder Mutter nicht fragen, was man denn falsch gemacht haben könnte. Das Kind macht schlichtweg eine weitere Phase der körperlichen und geistigen Entwicklung durch. Nicht mehr und nicht weniger.
Charakteristische Verhaltensweisen und Situationen in der Wackelzahnpubertät
Auch wenn jedes Kind unterschiedlich auf die Veränderungen in seinem Körper reagiert, so gibt es doch sehr typische Verhaltensweisen, die den Bezugspersonen zeigen, dass der Spross in die Wackelzahnpubertät gekommen ist. Dazu gehören mitunter:
- Gereiztheit und schlechte Laune
- Wutanfälle und Geschimpfe
- Traurigkeit, Verzweiflung und Bedrücktheit
- Provozierendes Verhalten
- Plötzliche Stimmungsschwankungen
- Anhänglichkeit und vermehrte Liebesbedürftigkeit
- Einforderung der Anerkennung von Eigenständigkeit
- Wunsch nach mehr Unabhängigkeit
Auf der einen Seite wollen die Kinder in Entscheidungen einbezogen werden und fordern Selbstbestimmung. Auf der anderen Seite fühlen sie sich unsicher und suchen wieder vermehrt Nähe und Halt bei ihren Bezugspersonen. Das kann für Geschwister und Eltern sehr verwirrend sein. Es entsteht häufig das Gefühl, dem Kind nichts recht machen zu können. In der Tat fühlt es sich oft ungerecht behandelt und schlecht. Etwas, das sich zwar rationell nicht erklären lässt, aber genauso vom Kind empfunden wird. Einmal ruft es „Lass mich in Ruhe! Geh weg!“, dann heißt es „Komm her zu mir!“. Diese Gegensätzlichkeit macht es manchmal sehr schwer. Doch allein das Wissen darum, dass es sich hierbei um eine vorübergehende Phase handelt, ist tröstlich und lässt viel verzeihen und vergessen.
Neben den Gefühlsausbrüchen und Launen, beobachten viele Eltern auch einen größeren Bewegungsdrang beim Nachwuchs. Stillsitzen und aufmerksam sein wird damit zur Herausforderung, die vor allem in der Schule für einige schwer zu meistern ist, wo genau das verlangt wird. Spielen und Toben sind mit dem Schuleintritt zeitlich begrenzt und fehlen manchen Kindern sehr. So wird beim Übergang vom Kindergarten zur Schule die Sehnsucht nach unbeschwertem Spiel und Spaß laut.
Beispiele und Erfahrungen mit der Wackelzahnpubertät
Das Gefühl, dass es fast allen Familien ähnlich ergeht, ist tröstlich. Sich mit anderen Müttern und Vätern auszutauschen, die eigenen Erlebnisse und Tipps zu teilen, tut ungemein gut.
Vielen Eltern fällt auf, dass die Kinder vor allem in ihrer Anwesenheit Gefühlsausbrüche und Stimmungsschwankungen haben. Was umgekehrt bedeutet, dass sie sich in der Kindergarten oder Schule vermutlich zusammenreißen können und ihr Unbehagen im familiären Umfeld endlich aus ihnen herausbrechen kann. Dort, wo sich die Kinder geliebt und beschützt fühlen, zeigen sie, wie es in ihrem Inneren gerade aussieht. Der Spross kommt nach Hause und schon beginnt das Gemeckere. Gereiztheit, Geschimpfe und schließlich der Gefühlsausbruch. Negative Energie von schlechte Erfahrungen und Unsicherheiten des Tages werden zu Hause an Mama, Papa oder den Geschwistern rausgelassen. Die Kinder „bestrafen“ ihre Liebsten für etwas, das eigentlich nichts mit diesen zu tun hat.
Im Sachbuch „Die Wackelzahl-Pubertät: Gelassen durch die 6-Jahres-Phase. Der praktische Elternratgeber.“ gibt die Mutter, Bloggerin und Autorin Laura Fröhlich Tipps für den Alltag mit Kindern zwischen fünf und sieben Jahren anhand von zahlreichen Beispielen. Behandelt werden Themen wie die richtige Kommunikation mit Kindern in diesem Alter, Geschwisterstreit, Stärkung des Selbstbewusstseins, Regeln und Rituale im Familienalltag und vieles mehr.
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Inhalt: richtig kommunizieren und streiten lernen, Selbstständigkeit fördern, Selbstbewusstsein von Kindern stärken, warum Familienregeln wichtig sind, erste Schritte ohne Eltern, Hürden im Schulalltag bewältigen
Praktische Tipps für die Wackelzahnpubertät
Es gibt leider kein Patentrezept dafür, wie Sie ihr Kind am besten in dieser Phase unterstützen. Wie so oft im Umgang mit Kindern, sind auch in der Wackelzahlpubertät vor allem Geduld und Verständnis der Erwachsenen gefordert. Erinnern Sie sich immer wieder daran, dass Ihr Kind sich nicht absichtlich so verhält, sondern eben im Moment überfordert ist. Durch sein Gefühlschaos weiß es nicht, was es im Augenblick wirklich möchte und warum es sich unwohl fühlt. Solange Ihr Kind sich selbst oder andere nicht verletzt, ist es in Ordnung, Wut und Zorn Ausdruck zu verleihen und die Gefühle rauszulassen. Es wird sich nach dem Wutausbruch besser fühlen und zugänglicher für Ihren Trost und Zuspruch sein.
Durchatmen
Lassen Sie sich besonders in Stresssituationen nicht provozieren. Auch wenn es banal klingt, tief durchzuatmen, wirkt Wunder. Wenn Sie es schaffen, die Wut und den Trotz Ihres Kindes an sich abprallen zu lassen, können Sie die Dauer eines „Wackelzahn Gewitters“ zumindest verkürzen. Hat der Nachwuchs seine Wut abgelegt, können Sie immer noch diskutieren, Verständnis zeigen, trösten usw. Meist ist den Kindern ihr Verhalten im Nachhinein unangenehm und sie wissen gar nicht mehr so richtig, warum sie plötzlich so außer sich waren.
Nehmen Sie die Gefühle des Kindes ernst
Herauszufinden, was Ihr Kind in welcher Situation in seinem Gefühlschaos gerade braucht, ist nicht einfach, aber es ist schaffbar. Vielleicht möchte es nur gehalten und umarmt werden, um sich zu beruhigen. Oder es braucht vorerst Abstand und will mit seiner Wut alleine sein, bevor es sich Nähe und einfühlsame Worte wünscht. Ihr Kind soll sich auf jeden Fall ernst genommen fühlen. Hören Sie sich an, was ihr Kind zu sagen hat, wenn es wieder gesprächsbereit ist und suchen Sie nach Lösungen für das unendlich groß erscheinende Problem. Begegnen Sie ihm oder ihr dabei aber immer auf Augenhöhe. Sie sind einfach noch Kinder und sind gar nicht in der Lage, so rational zu denken wie wir.
Strukturen schaffen Halt und Sicherheit
In der Phase der Wackelzahnpubertät brauchen Kinder auch vermehrt das Gefühl von Halt und Sicherheit. Ein gut strukturierter Alltag kann genau das unterstützen. Relativ fixe Zeiten für Essen, Hausübung, Aufräumen und Schlafengehen helfen ihrem Kind gut durch den Tag zu kommen. Sie werden bemerken, dass es auch immer mehr Mitbestimmung einfordert. Geben Sie dem Wunsch ruhig nach. Gemeinsam festgelegte Vereinbarungen werden in der Regel eher getragen und eingehalten.
werbungDas Wichtigste zum Thema “Wackelzahnpubertät” auf einen Blick
- Die erste Trotzphase ist vorbei, die Erziehung der Kinder bleibt aber auch bei Vorschulkindern und Schulkindern herausfordernd.
- Denn zwischen fünf und sieben Jahren wachsen Kinder körperlich und geistig so stark, dass ihr inneres Gleichgewicht aus den Fugen gerät.
- Nicht nur die Zähne der Kinder wackeln in diesem Alter, sondern auch ihre Seele.
- Konflikte, Überforderung, Gefühlsausbrüche, Wut, Wutausbrüche und Gereiztheit sind charakteristisch für diese Zeit.
- Veränderung im Lebensalltag durch z. B. den Schuleintritt verunsichern und verursachen Stress, den die Kinder im familiären Umfeld unbewusst abbauen.
- Die Kinder möchten einerseits mehr Freiheiten und Selbstbestimmung, andererseits fordern sie plötzlich wieder mehr Hilfe und körperliche Nähe ein.
- Eltern können ihren Nachwuchs vor allem durch Geduld, Verständnis und Stärkung des Selbstvertrauens unterstützen.
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