Was ist eine Wassergeburt?
Wie der Ausdruck Wassergeburt bereits erahnen lässt, gebären Mütter dabei ihre Babys ganz entspannt im Wasser. Diese sanfte Geburt gibt es bereits seit Tausenden von Jahren, aber bei uns hat sie erst vor einigen Jahrzehnten Einzug gehalten. Normalerweise finden Entbindungen bei uns ja auf einem Bett oder auf einer speziellen Liege statt.
Doch hier befinden Gebärende sich nicht “auf dem Trockenen”, sondern das warme Wasser umgibt sie. Diese Art, Babys zu bekommen, interessiert immer mehr Frauen, die schwanger sind und sie haben dazu viele Fragen. Die sanfte Geburt kann sowohl in einer Klinik, im Geburtshaus oder sogar zuhause stattfinden.
Für eine solche Art des Gebärens ist eine handelsübliche Badewanne selbstverständlich zu klein. Daher gibt es spezielle Geburtswannen, in denen das Kind auf die Welt kommt. Geburten laufen in vier Phasen ab und sie beginnen mit der Eröffnungsphase.
Danach folgen die Übergangsphase und die Austreibungsphase. Die letzte Geburtsphase heißt Nachgeburt. In den ersten drei Geburtsphasen erleidet sie zunehmende Schmerzen. Der Muttermund weitet sich mit jeder Wehe ein wenig mehr.
Die stärksten Schmerzen treten am Ende der Übergangsphase vor den sogenannten Presswehen auf. Wassergeburten können die Geburtsphasen insgesamt bis zu einer Stunde verkürzen. Moderne Herzton- und Wehenschreiber sind absolut wassertauglich.
Welche Vorteile hat eine Wassergeburt?
Die Vorteile einer Wassergeburt liegen ganz klar auf der Hand. Viele Gebärende empfinden die Wärme als sehr angenehm und entspannend. Sie wählen die Wassertemperatur selbst. Diese sollte sehr angenehm sein und zwischen 33 und höchstens 37° Celsius betragen.
Denn eine höhere Temperatur ist nicht zu empfehlen, da der Kreislauf zu sehr in Mitleidenschaft gezogen würde. Die Durchblutung würde zu sehr angeregt, was auch die Gefahr von Blutungen erhöhen würde. Im Wasser fühlen sich die allermeisten Frauen, die schwanger sind, sehr wohl.
Sie genießen diese besondere Atmosphäre in der Geburtswanne, in der Bewegungen leichter fallen als auf dem Trockenen. Die Wärme kurbelt einerseits die Wehen an und lockert den Beckenboden. Andererseits hilft sie den Gebärenden dabei, sich zu entspannen und die Presswehen besser zu ertragen. Dabei verkürzt sich auch die Zeit zwischen dem Einsetzen der ersten Wehe bis zum Moment der Entbindung.
Und schließlich sind Geburtsverletzungen wie Dammrisse oder Scheidenrisse wesentlich seltener als auf dem Trockenen. Außerdem entfällt der Einsatz von Schmerzmitteln, die den Organismus der beiden belasten könnten. Auch das Baby genießt entscheidende Vorteile. Denn der Schock, aus dem warmen Mutterleib ins Trockene zu kommen, fällt praktisch weg. Es gleitet quasi von einer warmen Umgebung in die nächste. Auch für das Neugeborene ist der Geburtsvorgang weniger anstrengend.
Gibt es auch Nachteile?
Ein Baby zu gebären ist immer eine sehr individuelle Sache. Die Schwangerschaft kann von Frau zu Frau variieren und es ist individuell, wie das genaue Procedere abläuft. Es kann auch immer noch etwas Unvorhergesehenes passieren.
So kann in der Geburtswanne keine PDA, also Periduralanästhesie, durchgeführt werden.
Diese Spritze ins Rückenmark betäubt den gesamten Unterleib. Es ist zu gefährlich, diese Methode anzuwenden, da die Frau die Wanne nicht mehr selbstständig verlassen könnte. Weitere Nachteile könnten sein, dass Risse am Damm oder in der Scheide nicht gleich bemerkt werden könnten. Dennoch überwiegen die guten Seiten die schlechten bei weitem. Wer also schwanger ist und Komplikationen befürchten muss, wird so nicht gebären können.
Wie läuft eine Wassergeburt ab?
Zunächst muss die werdende Mutter den Darm völlig entleeren. Zu diesem Zweck bekommt sie einen Einlauf verabreicht. Nachdem sie auf der Toilette war, folgt in der Regel ein ganz normales Wannenbad.
Dieses dient vor allen Dingen der Reinigung, damit später möglichst wenig Keime in den eigentlichen Geburtspool gelangen. Nach diesem reinigenden Bad ruht sie sich zunächst ein wenig aus. Der Zeitpunkt, zu dem sie sich in die Geburtswanne begibt, kann also variieren.
So können einerseits noch irgendwelche Untersuchungen anfallen. Andererseits variiert der Ablauf auch je nach Geburtsstätte. In einem Krankenhaus kann es vorkommen, dass man sie erst ziemlich spät in die Geburtswanne lässt.
Zuhause oder im Geburtshaus verbringt sie mehr Stunden im Wasser, wenn die Hebamme es befürwortet. Doch ganz gleich wo sie entbindet, es müssen immer mindestens zwei Personen anwesend sein. Denn da nicht jede Wasserentbindung gleich abläuft, kann es notwendig werden, sie heraus zu heben.
Setzen die Presswehen am Ende der Austreibungsphase ein, dann ist es Zeit für die eigentliche Entbindung. Das Kind kommt unter Wasser zur Welt, aber es kann nicht ersticken.
Denn es ist über die Nabelschnur noch mit der Mutter verbunden. Außerdem verhindert der sogenannte Tauchreflex der Neugeborenen, dass diese zu atmen beginnen.
Für wen ist eine Wassergeburt nicht geeignet?
Diese Art des Gebärens eignet sich nicht immer. So dürfen keine ansteckenden Krankheiten und Infektionen der Haut oder des Unterleibs vorliegen. Sobald ein Arzt eine Risikoschwangerschaft dokumentiert, ist es nicht möglich, auf diese Art und Weise das Kind auf die Welt zu bringen.
Risikoschwangerschaften liegen auch dann vor, wenn Babys sich nicht in die Geburtsposition mit dem Kopf nach unten drehen. Hier spricht man von einer sogenannten Steißlage. Auch bei einer Mehrlingsschwangerschaft darf sie so nicht gebären.
Kommt es während der Gravidität zu Blutungen, so ist dies ebenfalls ein Grund für ein Verbot seitens des Arztes und der Hebamme. Auch andere Erkrankungen können verbieten, dass sie die Geburtsphasen im Geburtspool verbringt.
Welche Risiken gibt es?
Selbstverständlich sind Wassergeburten nicht ganz frei von Risiken für Mutter und ihr Ungeborenes. Es kann zu jedem Zeitpunkt der Entbindung vorkommen, dass sie aus der Wanne heraus muss. Sind die Herztöne schwach oder liegen Unregelmäßigkeiten mit dem Herzschlag des Fötus vor, wird ebenfalls abgebrochen.
Auch ein zu hoher Blutdruck der Schwangeren oder starke Schmerzen können zum Abbruch führen. Bei Wassergeburten kann es manchmal vorkommen, dass der natürliche Tauchreflex des Kindes versagt und es sich verschluckt. Schließlich könnte es auch in seltenen Fällen zu Infektionen durch Wasserverunreinigungen kommen.
Dies wäre möglich, wenn die Darmreinigung nicht vollständig erfolgt ist und Kot in den Geburtspool gelangt. Es kann auch plötzlich ein Kaiserschnitt notwendig werden, wenn die Wehen permanent zu schwach sind und die Geburt zu lange dauert.
Hilfreiche Tipps für die Wassergeburt
Wenn Eltern sich dafür entscheiden möchten, sollten sie sich rechtzeitig während der Schwangerschaft darüber informieren. Dazu wird ein Termin in der Klinik anberaumt und die werdenden Eltern können den speziellen Kreißsaal besichtigen und Fragen zum Ablauf stellen. Viele Kliniken haben diesen Geburtsbereich sehr liebevoll gestaltet.
Den Termin für die Besichtigung legt das Paar möglichst in den sechsten oder spätestens im siebten Monat der Schwangerschaft. Dann ist noch genügend Zeit, sich nach weiteren Möglichkeiten umzusehen, wenn die Klinik nicht zusagt. Bekommt sie ihr Baby im Geburtshaus oder zuhause, so besprechen die Eltern alle Fragen mit der Hebamme.
In Kliniken fragt man gleich bei der Besichtigung nach, ob die Familie oder wenigstens der Partner bei der Geburt dabei sein darf. Im Geburtshaus oder in den eigenen vier Wänden kann die Familie eigentlich immer dabei sein. Außer die Geburtshelferin entscheidet kurzfristig, dass eine oder alle Personen den Raum verlassen müssen.
Das kann passieren, wenn eine Person zu sensibel auf die Geburtsvorgänge reagiert oder sogar in Ohnmacht fällt. Die Schwangere darf auch nicht gestört oder beunruhigt werden. Diese Dinge passieren gelegentlich in Kliniken und in Geburtshäusern, aber auch bei der Hausgeburt.
Aber in der Mehrzahl der Fälle läuft alles glatt und der Partner bzw. andere Familienmitglieder teilen dieses unglaubliche Erlebnis miteinander. Die eigentliche Badewanne zuhause eignet sich übrigens nicht für dieses besondere Erlebnis. Denn sie ist in der Regel viel zu klein und die Schwangere kann sich darin weder gut bewegen, noch ist Platz für das Entbinden.
Daher bringt die Hebamme auf Anfrage einen Geburtspool mit, wenn die werdende Mutter in den Wehen liegt. Sie beantwortet Fragen zum Ablauf während einer der Kontrolltermine und sie ist ein permanenter Ansprechpartner.
Fazit
Diese alternative Art ein Baby zu bekommen, wird immer beliebter. Es handelt sich dabei um eine Methode, die von verschiedenen Naturvölkern bereits seit Tausenden von Jahren praktiziert wird. Dabei kann man den Geburtsvorgang verkürzen und es treten meist weniger Schmerzen auf.
Nicht nur die Frauen selbst empfinden die warme, sanfte Geburt als angenehmer. Auch bei den Neugeborenen kommt es zu weniger Stress während der eigentlichen Geburtsphase. Familien oder zumindest Partner können in den meisten Fällen mit dabei sein.
Es darf keine Risikoschwangerschaft vorliegen und alle Kontrolltermine müssen eingehalten und dokumentiert werden.
Zu Risikoschwangerschaften zählen Mehrlingsgeburten, Infektionen und andere Erkrankungen der Mütter oder der ungeborenen Kinder. Wassergeburten müssen manchmal kurzfristig abgebrochen werden, weil ein Kaiserschnitt notwendig wird. Auch andere unvorhersehbare Risiken können zum Abbruch führen.
Aber in der Regel klappt alles und Frauen entscheiden sich sogar mehrmals dafür, ihre Kinder so zu entbinden. Es gibt nur wenige Nachteile bei dieser Methode.
Das Wichtigste in Stichpunkten
- Wassergeburten verkürzen die Geburtsphasen
- Die Geburt erfolgt sanft und entspannt
- Die Familie darf meistens dabei sein
- Das Informieren sollte rechtzeitig erfolgen
- Es dürfen keine Infektionen vorliegen
- Die Schwangere und ihr Fötus müssen gesund sein
- Blutungen sind ein Kriterium für einen Ausschluss
- Manchmal muss abgebrochen werden
- Es gibt wasserfeste Diagnostikgeräte
- Auf Medikamente kann weitgehend verzichtet werden
- Eine PDA ist dabei nicht möglich
Foto @dandottaviano via Twenty20
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